So übertaktest du RAM

Highlights:

  • Grundlegendes über RAM

  • Andere Hardware

  • Für Anfänger: Intel® Extreme Memory Profile (Intel® XMP)

  • Für Benutzer mit mittleren Kenntnissen: anspruchsvollere Speicherprofile

  • Für Fortgeschrittene: manuelles Übertakten

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Übertaktung wird oft mit einer CPU oder GPU in Verbindung gesetzt. Du kannst aber auch RAM (Random Access Memory) übertakten, um deinen PC schneller zu machen.

Die RAM-Geschwindigkeit, gemessen in MHz, bezieht sich auf die Datenübertragungsrate. Je schneller die Datenübertragungsrate, desto besser die Leistung des RAM. Beim Übertakten des RAM müssen bestimmte Parameter wie Zeitintervalle und Netzspannungen geändert werden, damit die Module mit höherer Geschwindigkeit als in ihrer Standardversion arbeiten können.

Durch eine Änderung der Taktfrequenz oder Betriebsspannung können beliebige Produktgarantien erlöschen und die Stabilität, Leistung und Lebensdauer des Prozessors und anderer Komponenten reduziert werden.

Wie funktioniert die Übertaktung von RAM?

Der RAM eines PCs speichert die vom Prozessor verwendeten Daten. Wie bei allen Leistungsengpässen gilt: Je länger die CPU auf die Informationen vom RAM wartet, desto ineffizienter der Vorgang. Ein RAM mit höherer Geschwindigkeit kann dem Prozessor schneller Daten bereitstellen und somit die PC-Leistung verbessern.

Die RAM-Leistung hängt hauptsächlich von der Taktfrequenz und den Latenzeigenschaften des Speichers ab, die oft als „Timings“ bezeichnet werden.

Ein RAM mit höherer Frequenz führt Datenübertragungen schneller aus. Im Fall von Timings ist der niedrigere Wert allerdings besser. Das liegt daran, dass jedes Timing, also ein Zeitintervall, einer bestimmten Latenzzeit oder der Zeit zwischen Vorgängen entspricht. Je weniger Zeit zwischen den Vorgängen liegt, desto besser.

Frequenz und Timings

Idealerweise hat ein RAM hohe Frequenzen und niedrige Timings. Beide Aspekte müssen gemeinsam betrachtet werden, um die Gesamtleistung des RAM zu bestimmen.

Normalerweise müssen Kompromisse eingegangen werden, um das eine zu erhöhen oder das andere zu senken. Einfach ausgedrückt: Wenn ein Speichermodul mit hoher Frequenz betrieben wird, ist es schwieriger, dieses stabil zu halten. Um Stabilitätsprobleme bei hohen Geschwindigkeiten auszugleichen, wird das Arbeitsspeichertiming häufig erhöht. Dies erhöht die Zeit zwischen den Vorgängen und trägt dazu bei, die Übertragung stabil zu halten. Eine höhere Latenz führt zu einer verringerten Leistung und kann die Vorteile einer höheren Frequenz, je nach Umfang der Frequenzerhöhung, zunichte machen.

Hersteller von Speichermodulen wissen dies und wählen sorgfältig Speicherchips für jeden Stick, jede Prüfung und jedes Koppeln von Speichermodulen aus, welche die höchstmögliche Leistung erreichen können. Diese zusätzliche Qualifizierung und der zusätzliche Aufwand führen häufig zu einem höheren Preis, weshalb ein RAM mit geringer Latenz und hoher Geschwindigkeit tendenziell teurer ist.

Beide sind wichtig, aber im Allgemeinen sind höhere Frequenzen oft wichtiger als Timings, wenn es um die Auswirkung auf die Leistung für den durchschnittlichen Benutzer geht.

Nachstehend ein Beispiel für ein RAM-Etikett, das die Angaben für Frequenz und Timing veranschaulicht. Dies ist ein DDR4-Modul, das mit einer Frequenz von 3.200 MHz arbeitet. Die Zahlenfolge, in diesem Fall 14-14-14-34, bezieht sich auf die Standard-Timings des RAM.

Eine Baseline erstellen

Beim Übertakten von Hardware, einschließlich RAM, ist es wichtig, vor dem Ändern der Einstellungen eine Baseline für die Leistung zu erstellen. So kannst du die Ergebnisse deiner Arbeit ansehen und den Unterschied mit der Standardleistung vergleichen.

Führe vor dem Übertakten ein Benchmarking-Dienstprogramm aus, um diese Baseline festzulegen. Es gibt mehrere Programme, mit denen du eine Baseline festlegen kannst, z. B. memtest86+ (erfordert eine Boot-Festplatte), Aida64, MaxxMEM2 oder Software für Leistungstests. Nachdem du einen beliebigen Benchmarktest durchgeführt hast, solltest du deine Ergebnisse für einen späteren Vergleich dokumentieren.

Als Nächstes kannst du mit dem Übertakten beginnen. Wir werden uns drei verschiedene Techniken zum Übertakten des RAM ansehen, je nachdem, ob du Anfänger, Fortgeschrittener oder Profi bist.

Für Anfänger: Intel® XMP

Wenn das Übertakten von RAM für dich etwas Neues ist, eignet sich Intel® Extreme Memory Profile (Intel® XMP) hervorragend, um ultraschnelle Geschwindigkeiten zu erreichen, ohne sich zu sehr mit den Details auseinandersetzen zu müssen. Für Speichermodule, die mit Intel® XMP kompatibel sind, sind die optimalen Einstellungen vordefiniert, und viele Mainboards können die Einstellungen erkennen und automatisch anwenden, ohne Frequenzen, Timings und Spannungen manuell ändern zu müssen.

Um die Einstellungen für Intel® XMP zu finden, musst du das BIOS auf deinem PC öffnen.

Die Einstellung in Intel® XMP bietet dir die Möglichkeit, zwischen mehreren Profilen zu wechseln, von denen jedes verschiedene Übertaktungsstufen bietet. Dies kann je nach Mainboard- und Arbeitsspeicherhersteller variieren, aber in der Regel sorgt ein Profil für eine stabilere Übertaktung, während das andere mehr Wert auf Leistung legt. Entscheide, welches für dich am sinnvollsten ist und denk daran, dass du es später ändern kannst.

Wähle das gewünschte Profil aus, speichere es, übernehme die Einstellungen und starte deinen PC neu.

Intel® XMP erleichtert das Übertakten von RAM, indem die richtigen Einstellungen für deine Module gemäß den Empfehlungen des Speichermodulherstellers angewendet werden.

Im obigen Screenshot siehst du die Einstellungen, die für unsere RAM-Module verwendet werden:

  • Stelle die Speicherfrequenz auf 3.200 MHz.
  • Stelle die Timings auf 14-(14)-14-34.
  • Stelle die Speicherspannung auf 1,35 V.

Nachdem du die Änderungen übernommen und den PC neu gestartet hast, rufe wieder die Software auf, die du für deine erste Benchmark-Bewertung genutzt hast und führe sie erneut aus. In den folgenden Beispielen haben wir eine kostenlose Testversion von Aida64 verwendet.

Standard: Wir haben zwischen 32 und 33 GB/s mit einer Latenz von 60 ns (Nanosekunden).

Mit aktiviertem Intel® XMP erzielen wir Ergebnisse zwischen 46 und 48 GB/s. Die Latenz liegt jetzt bei nur 47 ns.

Fortgeschrittene: Erweiterte Speicherprofile

Obwohl Intel® XMP einfach zu bedienen ist und die Leistung gemäß den Spezifikationen des Herstellers optimiert, bietet es möglicherweise nicht die Flexibilität und Anpassungsmöglichkeiten, die einige Benutzer wünschen.

Wenn du diese Änderungen selbst vornehmen möchtest, bieten einige Mainboards Zugriff auf Tools zur Optimierung der Speichereinstellungen. (Nicht alle Mainboards bieten diese erweiterten Speicherprofile. Sie finden sich in der Regel bei High-End-Mainboards, die für Übertaktungs-Enthusiasten entwickelt wurden.) Dies ist ideal für Benutzer, die eine feinere Steuerung als in Intel® XMP wünschen, aber nicht unbedingt an der manuellen Anpassung einzelner Einstellungen interessiert sind.

Rufe das BIOS auf, um diesen Vorgang zu starten.

Wenn du dich im BIOS befindest, durchsuche die Menüs, bis du den Abschnitt findest, wo du deine Speicherprofile optimieren kannst. Wenn du Probleme dabei hast, diese Optionen zu finden, findest du weitere Informationen in der Dokumentation zum Mainboard.

Sobald du den Abschnitt gefunden hast, solltest du Zugriff auf ein Menü haben, bei dem du zwischen verschiedenen Kombinationen von Frequenzen, Timings und Speicherspannungen wählen kannst. Es empfiehlt sich, die verschiedenen Optionen zu testen, bis du die beste Lösung für deine Hardwarekonfiguration gefunden hast.

In unserem Fall haben wir mehrere Optionen ausprobiert und schließlich das 3.400 MHz-Profil verwendet. Dies ist eine Steigerung von 200 MHz im Vergleich zum Intel® XMP Profil mit 3.200 MHz und 734 MHz höher als die Standard-2666 MHz-Frequenz. Dieses Profil verfügt auch über kleinere Timings, was die RAM-Leistung insgesamt verbessert.

Wir messen jetzt zwischen 50 und 53 GB/s bei einer Latenz von 45 ns.

Eine klare Einschränkung unseres Beispiels ist die Tatsache, dass wir vier Module mit 8 GB verwenden. Eine Möglichkeit für eine höhere Übertaktungsleistung besteht darin, die Anzahl der installierten Module auf zwei zu reduzieren, da viele Mainboards bei mehreren Speichersteckplätzen Schwierigkeiten haben, höhere Geschwindigkeiten beizubehalten.

Wie bei anderen Methoden der Übertaktung von RAM solltest du nach jeder Änderung das System neustarten und ein Benchmark ausführen, um die Ergebnisse zu vergleichen und sicherzustellen, dass das System stabil ist.

Für Fortgeschrittene: manuelles Übertakten des Arbeitsspeichers

Fortgeschrittene suchen möglicherweise nach mehr Funktionen als Intel® XMP und erweiterte Speicherprofile bieten. In diesem Fall ist eine manuelle Änderung der beste Weg. Denk daran, dass dies zeitaufwändig sein kann. Es ist nicht ungewöhnlich, dass selbst diejenigen, die sich mit der Übertaktung von Arbeitsspeicher auskennen, Stunden für eine kleine Leistungssteigerung benötigen. Diese Methode ermöglicht die exakteste Kontrolle über deine Übertaktung und ist so ideal für bestimmte Benutzer.

Das Grundprinzip der manuellen Übertaktung des RAM ist relativ einfach und ähnelt dem Übertakten einer CPU. Dazu müssen Einstellungen wie Arbeitsspeichertimings sorgfältig aus dem BIOS angepasst werden, um folgende Ziele zu erfüllen: Finden einer Kombination mit erhöhter Geschwindigkeit und Testen, ob der Vorgang erfolgreich war und danach alles noch einmal versuchen, bis du das ideale Gleichgewicht mit maximaler stabiler Frequenz und kurzen Timings gefunden hast.

Beachte beim Anpassen der RAM-Frequenzen, Spannung und -Timings die folgenden Aspekte, um das richtige Gleichgewicht für deine Hardware zu finden:

  • Um höhere Frequenzen zu stabilisieren, solltest du die Timings erhöhen. Dadurch kann es nötig werden, auch die Spannung zu erhöhen.
  • Wenn die aktuelle Frequenz stabil ist, solltest du die Timings verringern, um die Leistung zu erhöhen.
  • Gehe für einen engeren Zeitintervall methodisch vor. Bei den meisten Mainboards gibt es verschiedene Timings, die über das BIOS geändert werden können.
  • Viele BIOS-Dienstprogramme zeigen die Standard-Timings an. Wenn dein Speicher z. B. 15-15-36 verwendet, kannst du versuchen, dies in einem ersten Schritt in 14-14-34 zu ändern.
  • Nach dem Experimentieren mit den Arbeitsspeicher-Timings musst du möglicherweise die Speichereingangsspannung ändern. Wie bei der CPU-Übertaktung führt eine erhöhte Eingangsspannung einer Komponente zu einem höheren Energieverbrauch und einer höheren Wärmeabgabe.
  • Die Speicherspannung ist ein wichtiger Faktor für eine stabile Übertaktung. Bei einer standardmäßigen Speicherübertaktung solltest du 1,5 V als Maximum betrachten, aber wenn möglich niedrigere Werte erzielen. Sei bei Spannungsänderungen konservativ und halte sie beim Testen so niedrig wie möglich.
  • Einige Mainboards unterstützen keine hohen Speicherspannungen und starten daher nicht bei zu hoher Spannung. Versuche es mit einer niedrigeren Spannung.
  • Beim Übertakten des RAM gibt es oft eine Grenze, ab der höhere Werte keinen zusätzlichen Leistungsvorteil bewirken. Sobald eine bestimmte Frequenz erreicht ist, führt eine weitere Erhöhung möglicherweise nicht zu einer besseren Leistung, da das Mainboard die Timings automatisch anpasst, um das System stabil zu halten. Wenn du feststellst, dass du nach fortgesetzter Anpassung keine zusätzliche Leistung erhältst, hat deine Hardware möglicherweise ihre Grenze erreicht.
  • Es benötigt viel Experimentieren, bis du die richtige Kombination aus Frequenzen, Spannungen und Timings für deine Hardware findest.
  • Nimm kleine und schrittweise Änderungen an den Einstellungen vor und teste bei jedem Versuch die Stabilität.

Wenn du die Einstellungen in eine Kombination geändert hast, die deiner Meinung nach erfolgreich ist, starte das System erneut in Windows und teste es mithilfe eines Benchmark-Dienstprogramms auf Stabilität und Leistung. Möchtest du eine noch bessere Leistung erzielen, gehe zurück ins BIOS und fahre mit dem Testverfahren fort.

Speichere jedes Mal deine Einstellungen, wenn du eine Kombination gefunden hast, die zu einem erfolgreichen Start und Übertakten führt. Speichere auch dann, wenn du weiterhin eine bessere Leistung erzielen möchtest. Möglicherweise sind viele deiner Versuche nicht erfolgreich und alle vorgenommenen Änderungen gehen nach einem fehlgeschlagenen Testversuch verloren. Wenn du so häufig wie möglich speicherst, sparst du Zeit und musst nicht nach jedem Versuch von vorne anfangen.

Systemstabilität

Wenn dein System nach dem Anwenden neuer Einstellungen nicht startet:

  1. Versuche, die Speicherspannung und die IMC-Spannung leicht zu erhöhen, um höhere Frequenzen zu ermöglichen. Sei vorsichtig, wenn du Spannungen erhöhst. Führe alles in kleinen Schritten durch und beachte alle Warnungen deines Mainboards.
  2. Verringere die Frequenz und versuche es erneut.
  3. Ändere die Timings. Einige Kombinationen aus Frequenz und Timings funktionieren nicht. Die einzige Möglichkeit das herauszufinden, besteht darin, die Tests so lange fortzusetzen, bis du erfolgreich bist.

Hol das Beste aus deinem RAM heraus

Das Übertakten von RAM ist eine relativ einfache Möglichkeit, etwas mehr aus deiner Hardware herauszuholen und die Systemleistung zu beeinflussen. Wenn du die oben genannten Schritte befolgst, sollten du die schnellstmöglichen Geschwindigkeiten aus deinem RAM und das Beste aus deinem Rechner herausholen.

Erfahre hier mehr über RAM, oder lies unseren Leitfaden zur CPU-Übertaktung, um zu erfahren, wie du deine CPU optimal nutzen kannst.